7. Gottfried Boehm, Hans Belting - Homo Pictor (Colloquia Raurica)[Retail].pdf

(28489 KB) Pobierz
Colloquium Rauricum Band 7
Homo Pictor
Colloquia Raurica
Die Colloquia Raurica werden alle zwei Jahre vom Collegium
Rauricum veranstaltet. Sie finden auf Castelen, dem Landgut der
Römer-Stiftung Dr. René Clavel in Äugst (Augusta Raurica) bei
Basel, statt.
Jedes Colloquium behandelt eine aktuelle geisteswissenschaftliche
Frage von allgemeinem Interesse aus der Perspektive verschiede-
ner Disziplinen. Den Schwerpunkt bilden dabei Beiträge aus dem
Bereich der Altertumswissenschaft.
U m möglichst vielseitig abgestützte Erkenntnisse zu gewinnen,
erörtern die eingeladenen Fachvertreter das Tagungsthema im ge-
meinsamen Gespräch.
Die Ergebnisse werden in der Schriftenreihe „Colloquia Raurica"
publiziert.
Das Collegium Rauricum
Joachim Latacz
Jürgen von Ungern-Sternberg
Hansjörg Reinau
Peter Blome
Colloquium Rauricum Band 7
Homo Pictor
Herausgegeben von
Gottfried Boehm
Redaktion:
Stephan E. Hauser
K • G • Saur München • Leipzig 2001
Gedruckt mit Unterstützung
von Herrn und Frau
Dr. Dr. h. c. Jakob und Antoinette Frey-Clavel, Basel
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
H o m o pictor / hrsg. von Gottfried Boehm. -
München ; Leipzig : Saur, 2001
(Colloquium Rauricum ; Bd. 7)
ISBN 3-598-77418-4
© 2001 by K. G. Saur Verlag GmbH, München und Leipzig
Printed in Germany
Alle Rechte vorbehalten. All Rights Strictly Reserved.
Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlages ist unzulässig.
Layout des Tafelteiles: Karin Stötzer
Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, 99947 Bad Langensalza
GOTTFRIED B O E H M
Vorwort
Mit diesem Band erweitern die Colloquia Raurica erstmals das Terrain auf die
stummen Zeugen der Geschichte. Die besondere Widmung der Aufmerksam-
keit, die bei diesen Gesprächen der Alten Welt gilt, war bislang vom Vorrang des
Wortes geprägt, der in einem Gegensatz steht zur Fülle der materiellen Zeug-
nisse jener Vergangenheit. Aber nicht nur die Steine sprechen, sondern auch die
bildnerischen Hervorbringungen jedweder Art, die von den Tiefen der Prähisto-
rie bis in die Gegenwart eine eindrucksvolle und zunehmend dichte Kontinuität
beweisen. Hinter jener bildnerischen Uberlieferung wird in diesem Band ein
anthropologisches Bedürfnis vermutet, das sich im Namen des homo pictor per-
sonifiziert. Seitdem Hans Jonas dieses Wort in den sechziger Jahren als Analogie-
bildung zum homo faber oder auch zum homo habilis ins Gespräch gebracht
hatte, wohl auch in der Annahme, dass zur Existenzweise des Menschen nicht
nur der Logos, sondern ebenso sehr sein bildnerisches Vermögen zählt, hat sich
das Interesse an diesem Aspekt deutlich verstärkt. Die Bildpotenz rückte von der
Peripherie humaner Tätigkeiten und vom Rande der kulturellen Welt zuneh-
mend ins Zentrum. Die Rede von einer „Wende zum Bild" ist in diesen Jahren
in vieler Munde. Sie verweist, bei aller Floskelhaftigkeit, auf tiefgreifende Verän-
derungen im Bildbewusstsein und Bildgebrauch, wie sie durch die experimen-
telle künstlerische Moderne und durch die digitale Revolution ausgelöst wur-
den. Damit verbindet sich aber nicht nur eine große Aufmerksamkeit für das
Bild, sondern auch für die mit ihm verbundenen Problemstellungen. Neuerdings
ist von den Möglichkeiten einer „Bildwissenschaft" die Rede, die in Analogie
zur phasenweise überaus erfolgreichen und tonangebenden „Sprachwissenschaft",
Grammatik und Syntax der visuellen Ausdrucksformen erkunden soll oder
möchte. Allenfalls die Konturen eines solchen Projektes sind gegenwärtig er-
kennbar und die Frage ist offen, ob sich hinreichende Fundamente überhaupt
schaffen lassen, um ihr einen sicheren Stand zu geben. Es hat den Anschein, als
sollten Begriffe wie Anthropologie oder Bildwissenschaft die Dominanz der Ge-
schichte oder der Historiographie untergraben bzw. verdrängen. Diese Absicht
möchte der Herausgeber dementieren. Wohl aber räumt er die Verlegenheit ein,
dass die Kategorie des Historischen nicht nur im Hinblick auf die Kunst, son-
dern noch viel mehr mit Blick auf die alte Realität der Bilder ihre Selbstsicher-
heit eingebüßt hat. Wie eine Geschichte der Bilder - das natürliche Pendant
einer Bildwissenschaft — aussehen könnte, ist eine offene Frage.
Zgłoś jeśli naruszono regulamin