13. Bernhard Heinser - Marcel Prousts Selbstfindung oder Die Überwindung der Médiocrité. Versuch einer Deutung des _Sainte-Beuve_-Essai (Mimesis)[Retail].pdf

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mimesis
Untersuchungen zu den romanischen Literaturen der Neuzeit
Recherches sur les littératures romanes depuis la Renaissance
Herausgegeben von / Dirigées par
Reinhold R. Grimm, Joseph Jurt, Friedrich Wolfzettel
13
Bernhard Heinser
Marcel Prousts Selbstfmdung
oder
Die Überwindung der Médiocrité
Versuch einer Deutung des
Sainte-Beuve-Essai
Max Niemeyer Verlag Tübingen
1992
Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung de
wissenschaftlichen Forschung
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Heinser, Bernhard:
Marcel Prousts Selbstfindung oder Die Überwindung der
Médiocrité : Versuch einer Deutung des Sainte-Beuve-Essai /
Bernhard Heinser. - Tübingen : Niemeyer, 1992
(Mimesis ; 13)
NE: GT
ISBN 3-484-55013-9
ISSN 0178-7489
© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1992
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Printed in Germany.
Satz, Druck und Einband: Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, Kempten
Vorwort
«[...] dès que l'intelligence raisonneuse
veut se mettre à juger des œuvres d'art, il
n'y a plus rien de fixe, de certain: on peut
démontrer tout ce qu'on veut.» (III 893)
Wer, wie ich, zuweilen geneigt ist, sich in
diesem Punkt auf die Seite Prousts zu
schlagen, wird, ohne viel fragen zu müssen,
verstehen, daß die vorliegende Arbeit dem
Zweifel abgerungen ist.
Das Leben und Schaffen von Marcel Proust (1871-1922) zerfallt in zwei Tei-
le: einen ersten, der bis in das Jahr 1909 hinein dauert, während dem er, be-
wegt vom Glauben an sein schöpferisches Vermögen und zugleich daran
zweifelnd, nicht zu verwirklichen imstande ist, wozu er sich berufen fühlt -
ein großes Werk,
sein
Werk zu schreiben; einen zweiten, von 1909 bis zu sei-
nem Tod, da er mit nie erlahmender Energie der Vollendung entgegentreibt,
was wir als eine der herausragenden literarischen Schöpfungen unseres Jahr-
hunderts bewundern:
A la recherche du temps perdu.
Das Ziel, welches sich Proust - von allem Anfang an, möchte man sa-
gen - setzt, ist herauszulesen aus dem Entwurf einer Einleitung zu
Jean San-
teuil,
seinem ersten Versuch, einen Roman zu schreiben. Das Werk soll «l'es-
sence même de [sa] vie» (IV 181) enthalten - doch der Roman bleibt Frag-
ment, Proust erachtet ihn als gescheitert. Erst 1909, nach einem knappen
Jahrzehnt, da ihm, was er schreibend unternimmt, lediglich ein Pis-aller ist,
erreicht er den Ort, von dem aus er jenen Wunsch ins Werk zu setzen vermag,
den er den Erzähler am Ende der
Recherche
hegen läßt: einen Roman zu
schöpfen, von dem zu sagen wäre, daß er «[une] vie [...] en somme réalisée
dans un livre» (III 1032) sei.
An der Schwelle zur
Recherche,
in die Zeit des Übergangs vom ersten zum
zweiten Teil seines Schaffens, fallt eine wenige Wochen, höchstens ein paar
Monate dauernde Phase, in der sich Proust mit der Methode und dem Werk
des bedeutendsten französischen Literaturkritikers des 19. Jahrhunderts,
Charles-Augustin Sainte-Beuve (1804-1869), auseinandersetzt. Diese Aus-
einandersetzung hat sich in einigen literaturkritischen Texten niedergeschla-
gen - sie wurden erst lange nach Prousts Tod unter dem Titel
Contre Sainte-
Beuve
herausgegeben - , die, in polemischer Tonart vorgetragen, Sainte-Beu-
ves Methode und kritische Leistung aburteilen. Über das Stadium des mehr
oder minder ausgearbeiteten Entwurfs sind diese Texte nie hinausgelangt.
Nicht ohne Grund. Aus Prousts kritischer Beschäftigung heraus entwickelte
V
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