58. Joseph Jurt - Sprache, Literatur und nationale Identität. Die Debatten über das Universelle und das Partikuläre in Frankreich und Deutschland (Mimesis)[Retail].pdf

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Joseph Jurt
Sprache, Literatur und nationale Identität
Mimesis
Romanische Literaturen der Welt
Herausgegeben von
Ottmar Ette
Band 58
Joseph Jurt
Sprache, Literatur
und nationale
Identität
Die Debatten über das Universelle und das
Partikuläre in Frankreich und Deutschland
DE GRUYTER
ISBN 978-3-11-034036-5
e-ISBN 978-3-11-034037-2
ISSN 0178-7489
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Vorwort
Nach einem dreijährigen Forschungsaufenthalt in Paris lebte und lehrte ich
während dreißig Jahren in Deutschland. Das wichtigste historische Ereignis
während dieser drei Jahrzehnte war zweifellos der Fall der Berliner Mauer im
Jahr 1989. Es war sicher eine Chance, während dieser Ereignisse von weltge-
schichtlicher Bedeutung in Deutschland zu sein. Auf jeden Fall verfolgte ich
das Geschehen mit intensivem Interesse – gerade auch als externer Beobach-
ter. Im Frühjahr 1991 lud mich ein Kollege vom Institut universitaire d’études
européennes in Genf zu einem Kolloquium zum Thema „Le symbolique et la
formation des identités nationales européennes“ ein. Ich sollte der Frage
„La Nouvelle Allemagne: quels symboles?“ nachgehen. Das Thema war für
mich neu und ich befragte Studenten, Kollegen und Behörden, ob sie neue
Symbole für das vereinte Deutschland sähen. Meine Überlegungen wurden
dann in der Zeitschrift
Les Temps Modernes
publiziert. Ich hatte ein neues The-
ma gefunden: die nationale Identität und deren Symbole – ein Thema, das sich
durch die politische Aktualität aufdrängte. Denn zur Zeit der beiden großen
Imperien – Sowjetreich und „Westen“ – war das Thema Nation eher tabu; im
Vordergrund stand vielmehr die Kategorie der sozialen Klasse. Jetzt bean-
spruchte die Kategorie der Nation wieder eine neue, wenn auch ambivalente
Bedeutung – in sehr fragwürdiger Weise auf dem Balkan, aber auch im positi-
ven Sinne einer wiedergewonnenen Souveränität der Nationen Osteuropas.
Die Interpretation des Symbolischen erschien mir als genuine Aufgabe ei-
nes Literaturwissenschaftlers. So veröffentlichte ich eine ganze Reihe von Bei-
trägen zur nationalen Identität in Deutschland und Frankreich, zu den Natio-
nalsymbolen, zur französischen Deutschlandwahrnehmung. Dadurch wurden
mir auch die Geschichte und die Identitätssuche meines Gastlandes besser ver-
traut. Zusammen mit zwei Historikern konnte ich ein Forschungsprojekt „Die
Konstruktion nationaler Identitäten in Deutschland, England und Frankreich
im 19. und 20. Jahrhundert“ konzipieren, das im Rahmen des Freiburger SFB
541 „Identitäten und Alteritäten“ realisiert wurde und in dessen Rahmen meh-
rere Dissertationen entstanden. Die Thematik hat nicht aufgehört, mich weiter-
hin zu beschäftigen.
Nach vielen Einzelbeiträgen ist nun die Zeit gekommen, die Frage nach der
(unterschiedlichen) Rolle von Sprache und Literatur für die Konstitution der
nationalen Identität in Frankreich und Deutschland systematischer anzuge-
hen. Zentral ist die Frage nach den jeweiligen Legitimationsstrategien über die
Kategorien des Universellen und des Partikulären. Es wäre aber vermessen, mit
dem Anspruch aufzutreten, das Thema erschöpfend zu behandeln. Die Darstel-
lung ist geprägt durch Schwerpunkte, die mir wichtig erscheinen. Zweifellos
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